Das TVK-Interview: Jan Wolf

Jan Wolf und Klaus Weyerbrock übernehmen die Geschäftsführung beim TV Korschenbroich und lösen damit Peter Nilgen ab. Markus Hausdorf sprach mit Jan Wolf über die Neuaufstellung des TVK, die Finanzierung sowie die Planung für die Saison 2024/2025.

Jan, du wirst gemeinsam mit Klaus Weyerbrock die Geschäftsführung der Turnverein Korschenbroich 1900 UG übernehmen. Wie habt ihr Euch die Aufgaben aufgeteilt?
Jan Wolf: Nach dem Ausscheiden von Peter Nilgen stellte sich grundsätzlich die Frage, wie wir die Geschäftsführung in der Zukunft organisieren möchten. Ich hatte bereits früh meine Bereitschaft signalisiert, für diese im Ehrenamt sehr intensive, aber auch schöne Position zur Verfügung zu stehen. Mir war es allerdings wichtig, hier nachhaltig gut aufgestellt zu sein. Man weiß nie so genau, was kommt, beruflich wie privat. Und da war es für mich ein logischer Schritt, Klaus anzusprechen, ob er als zusätzlicher Geschäftsführer zur Verfügung stehen würden. Nach ein paar Tagen Bedenkzeit hat er zugestimmt. Er wird den sportlichen Teil verantworten, während ich mich weiterhin um die Sponsoring- und Marketingaktivitäten verantwortlich zeichne. Wir beide teilen uns darüber hinaus die Veranwortung für die anderen Bereiche.

Ihr löst damit Peter Nilgen ab, der diese Aufgabe 2018 übernahm. Welche Worte kannst du Peter zum Abschied mit auf den Weg geben und wie beurteilst du sein Engagement und seine Arbeit in den vergangenen Jahren?
Jan Wolf: Man kann ihm nur einen großen Dank aussprechen. Wir haben uns damals als Team in einer äußerst schwierigen Situation bereiterklärt, den leistungsorientierten Handball beim TVK zu erhalten. Der Fortbestand war Anfang Januar 2018 beileibe nicht sicher, auch wenn es ein grundsätzliches Bekenntnis von einigen Seiten gab. Dass sich Peter zu dieser Zeit als Geschäftsführer zur Verfügung gestellt hat, muss man ihm sehr hoch anrechnen. In der Folge haben wir es unter Peters Federführung im Team geschafft, zunächst mal wieder eine gewisse Basis zu legen. Natürlich gab es gerade zu Beginn intensive, auch kontroverse Diskussionen im Team und mit dem Verein als Gesellschafter, die Peter wirklich hervorragend moderiert hat. Dies war auch während der Corona-Pandemie unheimlich wichtig. Im Ergebnis waren die fünf Jahre sehr erfolgreich.

2018 wurde ein Team um das Team der 1. Mannschaft aufgestellt, es gab und gibt einige Veränderungen. Unter anderem ist Stephan Engels schon seit einem Jahr als Spieltagsverantwortlicher tätig, zudem habt ihr mit Simon Foerster einen ehemaligen Spieler dazu gewinnen können. Welche Aufgaben wird er übernehmen, werden noch weitere Kräfte gesucht und wenn ja, für welche Aufgaben?
Jan Wolf: Neben Peter scheiden auch Ulf Moog (Finanzen) und Christoph Zerbe (stv. Geschäftsführer) aus. Stephan ist bereits seit der vergangenen Saison als Verantwortlicher für die Spieltagsorganisation dabei. Er ersetzte Volker Vieten. Klaus und ich haben uns sehr gefreut, als Simon auf uns zukam, um über ein Engagement zu sprechen. Es ist toll, dass sich ein ehemaliger Spieler, der zudem nahezu jeden Winkel im TVK kennt, einbringen möchte. Er wird die Aufgaben von Ulf übernehmen und den Finanzpart abdecken. Wir sind aber auch bestrebt, die Struktur weiter zu stärken. Klaus würde gerne noch einen Teambetreuer an seiner Seite haben, während wir im Bereich Marketing auch noch gerne eine weitere Person für uns gewinnen möchten. Wir sind aber auch für weitere Ideen offen. Hilfe wird immer gebraucht.

Zuletzt hat der TVK mit einer für Außenstehende überraschenden Personalie für Aufsehen gesorgt: Gilbert Lansen wurde freigestellt, Dirk Wolf als Nachfolger für den Rest der Saison verpflichtet. Kannst du zu dem Prozess und den Gründen noch einmal Stellung nehmen?
Jan Wolf: Zunächst mal möchte ich betonen, dass wir die Entscheidung nicht aufgrund der beiden Niederlagen gegen Dormagen und Remscheid gefällt haben. Es hat sich schon während der gesamten Vorbereitung abgezeichnet, dass zunehmend Sand im Getriebe ist. Wir hatten keine gute erste Phase, mit vielen Ausfällen und Urlauben. Mit Beginn der zweiten Vorbereitungsphase gab es in regelmäßigen Abständen in unterschiedlichen Konstellationen Gespräche. Uns war klar, dass es bis zur Herbstpause holprig laufen kann, wir eine Entwicklung durchlaufen müssen. Mit dem Auftaktsieg gegen die HSG Refrath/Hand, und insbesondere mit der Art und Weise des Sieges, wähnten wir uns auf dem richtigen Weg. Leider folgte in Dormagen ein Auftritt, der uns alle sehr nachdenlich zurückließ. Klaus und ich sind dann einige Tage in die tiefere Analyse der Situation gegangen und haben natürlich auch mit unseren Führungsspielern gesprochen. Im Ergebnis sind wir zu dem Entschluss gekommen, dass wir im Hinblick auf den weiteren Saisonverlauf und aufgrund unserer Ziele, in dieser Konstellation nicht weitermachen können. Wir haben dann auch die Vereinsgremien eingebunden, schließlich ist der Verein unser Gesellschafter. Hier haben wir dann auch den nötigen Rückhalt für unsere Entscheidung bekommen. Der finale Ablauf bis hin zur Information an Gilbert war sicherlich mehr als unglücklich und definitive verbesserungswürdig. Das haben wir auch Gilbert in einem persönlichen Gespräch gesagt. Ich bin aber auch überzeugt, dass man in einer solchen Situation nicht alles richtig machen kann. Wir haben uns mit Gilbert auch vertraglich geeinigt.

Blicken wir nach vorne: Was habt ihr als neue Geschäftsführung vor? Wo steht der TVK aktuell? Welche Themen habt ihr für die nächsten Wochen, Monate und Jahre im Blick?
Jan Wolf: Ich denke, dass wir in den vergangenen fünf Jahren und bei allen Herausforderungen eine gute Ausgangsbasis gelegt haben. Die 3. Liga ist ganz klar unser Ziel. Hier wollen wir uns wieder fest etablieren, d.h. langfristig zu den Top-75 in Deutschland gehören. Wichtig ist dabei zu erwähnen, dass dies alles unter Voraussetzung der Eigenfinanzierung geschehen soll, d.h. auf Basis der Finanzierungssäulen Sponsoring und Spieltag. Mitgliedsbeiträge bleiben im Verein und sollen der Jugend bzw. den anderen Seniorenteams zur Verfügung stehen. Dieser Ansatz ist sehr ambitioniert, aber letztendlich der gesündeste und nachhaltigste Weg für den Handballstandort Korschenbroich. Insofern steht die stetige Stabilisierung und der Ausbau der beiden Finanzierungssäulen für die 1. Herren im Vordergrund. Daraus abgeleitet ergeben sich aber auch Einzelthemen, die wir im Blick haben. Im Hinblick auf die 3. Liga müssen wir uns z.B. mit dem Streamen unserer Heimspiele befassen. Darüber hinaus beschäftigen wir uns mit der Möglichkeit, in der Halle und im VVK elektronische Bezahlmöglichkeiten einzuführen. Neben diesen Zukunftsthemen beschäftigt uns aktuell die Helfersituation bei unseren Heimspielen. Wir benötigen hier unbedingt Verstärkung, um das Heimspielerlebnis beim TVK erhalten zu können.

Du zeichnest für den Bereich Sponsoring verantwortlich, wie siehst du den TVK aufgestellt und was muss noch passieren, um weitere Sponsoren zu gewinnen und auch die bisherigen weiter an den Verein zu binden? Wie sehen deine weiteren Planungen aus?
Jan Wolf: Die Entwicklung im Sponsoring ist letztendlich bestimmend für das, was wir tun, bzw. tun können. Momentan haben wir ca. 50 Sponsoren und über 20 Mitglieder im Hand.Ball.Herz-Club. Das ist eine gute Basis. Die Erfahrung zeigt aber, dass wir jährlich eine Fluktuation von ca. 5% haben. Bei den Sponsoren, die ihr Engagement beenden, handelt es sich dabei meist um strukturelle Änderungen auf der Sponsorenseite. Es ist daher umso erfreulicher, dass wir die Erlöse in den vergangenen Jahren trotz der Corona-Pandemie und der erwähnten Fluktuation kontinuierlich steigern konnten. Somit konnten wir auch mehr Geld für den Kader zur Verfügung stellen. Ein tolles Zeichen ist dabei, dass einige Bestandssponsoren bereit sind, ihr Engagement bei uns zu erhöhen. Darüber hinaus konnten wir schon an der einen oder anderen Stelle Verträge über einen längeren Zeitraum abschließen. Wir bekommen so schrittweise eine höhere Planungssicherheit. Das Konstrukt „Leistungshandball“ wird stabiler. Aber natürlich befinden wir uns auch immer auf der Suche nach weiteren Sponsoren. Das ist eine Aufgabe, die im Grunde über das ganze Jahr hinweg läuft. Hier ist vor allem das direkte Umfeld, d.h. das Korschenbroicher Stadtgebiet im Fokus. Die Nähe zu Mönchengladbach hilft nur bedingt, da der Fußball dort nahezu alles in den Schatten stellt. Wir befinden uns aber z.B. in Gesprächen mit dem Rhein-Kreis Neuss, der Handball als eine Sportart im Rahmen des „Masterplan Leistungssport“ definiert hat. Insgesamt würde ein Aufstieg in die 3. Liga unsere Position in der Region sicherlich noch einmal aufwerten.

Wie wichtig sind die Einnahmen aus den Heimspieltagen für den TV Korschenbroich?
Jan Wolf: Die Erlöse aus den Heimspielen fallen deutlich kleiner aus als die Sponsorenerlöse. Aus finanzieller Sicht sind sie aber elementar, um die Kosten für den reinen Spielbetrieb zu decken. Darüber hinaus sind die Heimspiele in der Waldsporthalle unsere Visitenkarte und damit enorm wichtig, wenn wir z.B. erstmals Sponsoren oder andere Gäste einladen. Auch die Presse berichtet insgesamt ca. 100-mal im Jahr über uns. Deshalb hat es für mich auch eine große Bedeutung, dass wir eine gute Balance zwischen einem guten Angebot, Nahbarkeit zwischen Publikum und Team, einer guten Gemeinschaft, aber auch einer entsprechenden Preisbildung herstellen. Wir stemmen mindestens dreizehnmal im Jahr eine der größten Veranstaltungen im Stadtgebiet. Daher ist klar, dass unser Angebot vor allem zur Stadt Korschenbroich passen muss.

Das Ziel in die 3. Liga aufzusteigen wurde vor der Saison ausgegeben. Die Planungen für die neue Saison laufen im Hintergrund bereits, deshalb die Frage: Wie funktioniert eine Saisonplanung?
Jan Wolf: Die Planungen laufen schon seit drei Jahren grundsätzlich zweigleisig. Das bedeutet, dass wir zunächst ein Budget für die Regionalliga und die 3. Liga aufstellen. Die Finanzplanung wird in der Regel zuerst mit dem geschäftsführenden Vorstand des Vereins abgestimmt und vereinbart. Diese beiden Punkte erfolgen meist in den Monaten Oktober und November. Parallel dazu beginnt Klaus die Gespräche mit den Spielern ds aktuellen Kaders und mit dem Trainerteam. Je nach Verlauf finden auch erste Gespräche mit potenziellen Neuzugängen statt. Die sportliche Planung läuft normalerweise bis Mitte/Ende Januar. Bis dahin müssen weite Teile des Kaders stehen, und auch die Rolle des Trainers sollte bis dahin geklärt sein. Im Februar und März finden dann Gespräche mit Sponsoren statt, deren Verträge auslaufen. Im gleichen Zeitraum wird es auch oft konkreter in Bezug auf neue Sponsoren. Der Prozess zieht sich dann häufig bis in den Juni hinein. Die grundsätzliche Herausforderung bei der Planung ist also, dass wir bereits im Herbst eine gute Einschätzung über unser Budget treffen müssen.

Welche Themen werden Klaus und dich in den kommenden Wochen und Monate bewegen?
Jan Wolf: Hauptthema wird sicherlich die Planung für die kommende Spielzeit sein. Aber natürlich gibt es immer auch eine Vielzahl an aktuellen Themen. Da wir beide auch im Handballvorstand tätig sind, gibt es auch strukturelle Themen. Hierbei ist z.B. die sportliche Planung im Unterbau ein Thema. Aber auch die Identifikation und Kontaktaufnahme mit potenziellen Kooperationspartnern kann hier immer ein Thema sein. Als Beispiel nenne ich die IHK mittlerer Niederrhein, mit der wir seit etwa zweieinhalb Jahren eine Kooperation im Programm „Wirtschaft.Sport.Ausbildung“ haben, und mit der wir für das erste Quartal eine Aktion planen. Eigentlich ist immer etwas los.

Last but not least wollen wir auch noch einmal einen Ausblick zum Unterbau der 1. Herren wagen: Wie siehst du die 2. Mannschaft und auch den Jugendbereich?
Jan Wolf: Zunächst einmal ist es schade, dass es in den vergangenen Jahren nicht gelungen ist, unseren Unterbau auf ein höheres sportliches Niveau zu bringen. Mit dem Konzept „Gemeinsam hoch 5“ haben wir im handballvorstand aber einen wichtigen Startpunkt definiert. Aus dem Konzept sind auch bereits einige Dinge in die Tat umgesetzt worden. Leider ist die Hallensituation seit eineinhalb Jahren kritisch. Die Trainingszeiten im HSZ fehlen an allen Ecken und Enden. Umso mehr freut es mich, dass sehr viele Teams wirklich gut in die Saison gestartet sind und oben in der Tabelle stehen. Es wäre großartig, wenn wir zu den Qualifikationsspielen in der Jugend und im Bereich der 2. Herren zum Saisonende in einer ähnlichen Situation wären. Ich drücke allen Teams hier ganz feste die Daumen.

Vielen Dank für das Gespräch und alles Gute für die neuen Aufgaben.

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