Jessica Bregazzi – Ein etwas anderes Trainingsprogramm

Ein etwas anderes Trainingsprogramm erlebte der TV Korschenbroich kurz vor dem Start in die neue Regionalliga-Saison. Den Ball nutzte das Team von Trainer Dirk Wolf gar nicht – denn im Vordergrund standen das Teambuilding und eine Zielsetzung für die neue Spielrunde. Dafür hatte sich der TVK fachkundige Unterstützung geholt: Die ungewöhnliche Einheit leitete Jessica Bregazzi (27), Absolventin der Sporthochschule Köln im Fachbereich Sportwissenschaft. Bregazzi stammt aus einer Handball-Familie, spielte Handball bis 17 im baden-württembergischen Pforzheim, danach folgten Stationen in der A Jugend bei Bayer Leverkusen und zwei Seniorenjahre beim HSV Solingen-Gräfrath. Sie absolvierte nach dem Studium eine Ausbildung der Arbeitsgemeinschaft für Sportpsychologie und gilt seitdem als Expertin auf diesem Gebiet. Bei der HSG Konstanz war sie Athletiktrainerin der Zweitliga-Mannschaft und gleichzeitig Cheftrainerin der zweiten Männer (U 23) in der 3. Liga.

In Konstanz lernte Jessica dann Tom Wolf kennen, den Sohn des TVK-Trainers. Zusammen mit Tom, der einen Vertrag beim Bundesliga-Aufsteiger TuS N-Lübbecke unterschrieb, siedelte sie nach Nordrhein-Westfalen um und seit Juli ist Jessica Bregazzi selbstständig als Trainerin für Athletik und Sportpsychologie tätig. Ein Schwerpunkt ihrer Arbeit sind die Damen und die weibliche Jugend der HSG Blomberg-Lippe, aber sie leitet im Bereich Sportpsychologie auch freie Seminare und Trainings-Einheiten. „Der mentale Bereich ist im Sport sehr wichtig“, sagt Jessica, „zum einen müssen Normen geschaffen und Werte entwickelt werden, zum anderen geht es um Emotionsregulation, Stressbewältigung, Stärkung des Selbstbewusstseins und vieles mehr.“
Ein großes Problem sieht sie in der Umsetzung ihres Fachgebiets im sportlichen Alltag: „Trainer müssen lernen, Ressourcen zu verwalten. Sie müssen nicht alles selbst machen. Es lohnt sich, Dinge zu verteilen und Bereiche von ausgebildeten Fachkräften übernehmen zu lassen. Athletik und Sportpsychologie sind kein Zusatz im Trainingsbetrieb, sondern sie stellen eine Grundlage dar.“ Der TVK setzte diese Idee des Delegierens nun um und so trafen sich die Handballer zu einem entsprechenden Seminar. Der Oberbegriff der Veranstaltung war mit „Teamprozesse“ vorgegeben, Schwerpunkt war der mentale Bereich.
Die Spieler und ihre Trainerin für diesen Tag gingen eine ganze Reihe von Aspekten an. Allgemeine Zielsetzung für die Mannschaft, Ziele der Mannschaft auf den einzelnen Etappen und auch die Rolle der Spieler (individuell und teambezogen) gehörten zu den Themenfeldern. In diesem Zusammenhang stand im Übrigen auch die Kommunikation innerhalb der Mannschaft auf dem Prüfstand: Wie läuft es? Wo kommt es zu Problemen?
Übung, bei der auf die Stärken jedes einzelnen eingegangen wurde, rundeten das vierstündige Programm ab, das den Beteiligten außerordentlich gut gefiel. „Es war ein toller Tag“, sagte Trainer Dirk Wolf, „wir haben auf vieles eine ganz andere Sicht der Dinge bekommen.“ Der TVK ist jedenfalls nicht nur sportlich, sondern auch mental gut auf die Saison 2021/2022 vorbereitet.

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