Dirk Wolf und Klaus Weyerbrock im Interview: „Wir haben uns weiterentwickelt, können aber noch mehr“

Dirk Wolf und Klaus Weyerbrock

Ihre Aufgabe ist es, die Mannschaft vorzubereiten, ihr den Rücken freizuhalten, die personelle Entwicklung zu planen und das große Ganze im Auge zu behalten. Beim TV Korschenbroich gilt für Trainer Dirk Wolf (52) und den Sportlichen Leiter Klaus Weyerbrock (60): Gesucht und gefunden. Die beiden sind in der Handball-Regionalliga die Macher des TVK in der vordersten Linie – also direkt dafür zuständig, was sportlich in der Halle passiert. Im Interview äußern sich beide, deren Zusammenarbeit von hohem gegenseitigem Respekt geprägt ist, zum Stand der Dinge in der coronabedingten Zwangspause, der Entwicklung in der abgebrochenen Saison und den Aussichten für die neue. In einem sind sich Wolf und Weyerbrock einig: Sie wollen den TV Korschenbroich zurück in die 3. Liga führen. Das Personal für die nächste Serie steht. Weyerbrock könnte sich Dänemarks Superstar Mikkel Hansen trotzdem sehr gut in der Waldsporthalle vorstellen.

Was beschäftigt euch im Moment mehr: Der Rückblick auf die „alte“ und vorzeitig beendete Saison oder der Blick auf die neue?

Dirk Wolf: Rückblickend finde ich es sehr schade, dass die Saison nicht zu Ende gespielt werden konnte. Ich denke, alle hätten gerne ihren geliebten Sport bis Mai zu Ende gespielt. Vorausblickend ist es schwierig zu planen, da keiner weiß, wann das öffentliche Leben wieder normal weitergeht. Wann werden die Hallen wieder freigegeben? Wann darf ein Vollkontaktsport wie Handball wieder stattfinden? Schaffen es alle Vereine, finanziell über die Runden zu kommen? Wie sieht es in der Wirtschaft nach der Krise aus? Haben mittelständige Unternehmen noch Möglichkeiten, den Sport zu unterstützen? Und so weiter. Daher plane ich eine Vorbereitung ins Blaue.

Klaus Weyerbrock: Mit der vorzeitig beendeten Saison beschäftige ich mich nicht mehr. Aktuell mache ich mich mehr Gedanken darüber, ab wann und in welcher Form es bei uns wieder mit den Handballaktivitäten weitergeht.

War denn der Abbruch die richtige Entscheidung oder hätte es noch andere Möglichkeiten gegeben?

Dirk Wolf: Ich denke, es war die richtige Entscheidung, da es im Handball nur mit Vollkontakt geht und in meinen Augen Geisterspiele in unserer Sportart sehr schwierig vorstellbar sind.

Klaus Weyerbrock: Der Abbruch war mit Sicherheit die richtige Entscheidung. Nach einer wochenlangen Pause ohne Handballaktivitäten kann man nicht einfach wieder einsteigen. Zudem ist die Ansteckungsgefahr bei unserer Kontaktsportart extrem hoch. In unserer Liga geht es zudem nicht um Fernsehgelder, wodurch man sich Szenarien überlegt, die Saison irgendwie zu Ende zu spielen. Der Einnahmeverlust durch die nicht mehr ausgetragenen vier Regionalliga-Heimspiele mit durchschnittlich fast 400 Zuschauern macht sich natürlich deutlich in unserer Kasse bemerkbar.

Für Dirk Wolf: Wie hältst du Kontakt zu deinen Spielern und wie sieht euer Training im Moment aus?
Der Kontakt läuft über alle möglichen Kanäle (Whats App, Telefonate, E-Mail usw.). Sascha hat Trainingspläne erstellt, die (so hoffe ich) jeder selbstständig zu Hause abarbeitet.

Für Klaus Weyerbrock: Wie ist das, mögliche neue Spieler nicht mehr live sehen zu können?
Scouting, Probetrainingseinheiten und Gespräche mit potenziellen Kandidaten hatten wir bereits bis Ende Januar unter Dach und Fach gebracht und alle Verträge waren bis Ende Februar bereits unterschrieben. Gedanken über neue Spieler und deren Sichtung sind in den kommenden Monaten somit kein Thema.

Wer von euch beiden hat denn in diesen Tagen und Wochen den schwierigeren Job?

Dirk Wolf: Derzeit habe ich keinen schwierigen Job, da mir die Hände gebunden sind und ich nichts machen kann – außer ein bisschen Planung, wenn es wieder weitergeht.

Klaus Weyerbrock: Dirk hat bereits viel Zeit in den Vorbereitungsplan investiert. Wir werden gemeinsam sehen, welche Rahmenbedingungen dafür noch geschaffen werden müssen. Tja, und ob wir ohne Einschränkungen wirklich am 29. Juni starten können, ist ja noch fraglich. Derzeitig haben wir beide eher keinen schwierigen Job, da wir die kommenden Wochen hinsichtlich Handballaktivitäten beim TVK nicht beeinflussen können.

Für Dirk Wolf: Wie wichtig ist überhaupt der Sportliche Leiter Klaus Weyerbrock für den TVK?
Für mich ist Klaus enorm wichtig, da er sich mit seiner akribischen und professionellen Einstellung um alle Belange außerhalb meiner Tätigkeit perfekt kümmert. Er arbeitet sehr vorausschauend und wir können sehr gut miteinander diskutieren und unsere Standpunkte darlegen, aber wir schaffen es immer wieder, auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen, um den TVK weiterzubringen.

Für Klaus Weyerbrock: Wie wichtig ist überhaupt der Trainer Dirk Wolf für den TVK?
Dirk hat in seinen Fast zwei Jahren bei uns einen überzeugenden Job gemacht. Mit seinem Trainer-Knowhow ist er genau der Richtige, um die Jungs als Mannschaft und individuell als Spieler weiterzuentwickeln.

Wenn ihr auf die Saison 2019/2020 zurückblickt: Wie zufrieden seid ihr mit Platz drei und der Entwicklung der Mannschaft?

Dirk Wolf: Mit der Platzierung haben wir unser Saisonziel erreicht, aber dennoch bin ich mit den oft sehr schwankenden Leistungen, besonders in der Ferne, noch nicht zufrieden. Wir haben vor heimischer Kulisse in vielen Spielen fast das Optimum herausgeholt und tollen, begeisternden Handball gezeigt, aber in der Ferne sind wir noch nicht so weit, dass man sagen kann, „wir sind eine Spitzenmannschaft, die um den Aufstieg spielt“. Aber im Großen und Ganzen hat die noch sehr junge Mannschaft einen großen Schritt nach vorne gemacht und sie hat sich positiv weiterentwickelt.

Klaus Weyerbrock: Das Saisonziel „besser als der letztjährige fünfte Platz abschneiden“ haben wir mit Platz drei bzw. nach Pluspunkten als Tabellenzweiter der Regionalliga erreicht. Die Mannschaft hat sich weiterentwickelt. Manchmal fehlte allerdings die Souveränität in fremden Hallen.

Gibt es beim TVK so etwas wie einen Spieler der Saison?

Dirk Wolf: Da möchte ich keinen hervorheben, da viele Spieler sich in unterschiedlichen Phasen sehr gut gezeigt haben, aber auch wieder Leistungen in die andere Richtung hatten und somit keiner durchweg konstant war.

Klaus Weyerbrock: Da muss ich nicht lange überlegen. Justin Kauwetter sollte mit seinen 19 Jahren eigentlich langsam an die Regionalliga herangeführt werden. Durch den verletzungsbedingten Ausfall von Viktor Fütterer musste er die Rückraumrechts-Position ab Ende Oktober alleine bearbeiten und er hat das mit Bravour getan.

Vorausgesetzt, es gäbe keine wirtschaftlichen Zwänge: Welcher „große“ Spieler würde in die Waldsporthalle passen?

Dirk Wolf: Da gibt es einige gute Jungs, die den Verein weiterbringen würden. Ich möchte mich da nicht auf große Namen festlegen, man sollte die Spieler nehmen, die einem langfristig weiterhelfen.

Klaus Weyerbrock: Mikkel Hansen wäre sicherlich eine Bereicherung für uns und die Waldsporthalle.

Was sagt euch das Wochenende 5. und 6. September 2020?

Dirk Wolf: Hoffentlich sind wir da alle gesund und die neue Saison kann nach einer intensiven Vorbereitung starten.

Klaus Weyerbrock: An diesem Wochenende soll die neue Saison starten. Wir werden sehen, mit welchen Einschränkungen der Spielbetrieb, insbesondere hinsichtlich Zuschauern, dann aufgenommen werden kann.

Wo seht ihr den TVK in ein oder zwei Jahren?

Dirk Wolf: Schwer zu sagen in der momentanen Situation, da nicht absehbar ist, wo die Wirtschaft und somit die Sponsoren nach der Krise stehen, um weiterhin den TVK auf seinem Weg in Liga 3 zu unterstützen. Soweit ich das einschätzen kann, sind die Signale aber bisher sehr positiv.

Klaus Weyerbrock: Wir wollen in den kommenden zwei Jahren wieder den Sprung in die 3. Liga schaffen. Planen kann man so ein Vorhaben aber nur bedingt, da es auch in unserer Liga immer wieder Vereine gibt und geben wird, die gerade für den Aufstieg ihren Kader entsprechend aufrüsten.

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