Dirk Wolf gibt sich betont gelassen. Natürlich hat ihn die jüngste Niederlage des TV Korschenbroich bei der SG Langenfeld nachhaltig geärgert – wie seine Mannschaft übrigens, die sich im Training danach noch einmal intensiv mit dem 26:32 beschäftigte. Diese Erkenntnis blieb: Mit einer derart hohen Fehlerquote im Spiel nach vorne und der hohen Zahl an falschen Entscheidungen in der Abwehr ist es schwierig, in der Handball-Regionalliga zwei Punkte mit nach Hause zu nehmen. Warum es eine Woche nach der 34:26-Gala gegen die SG Ratingen so kam, blieb für die Beteiligten allerdings trotz aller Suche nach möglichen Ursachen ein Rätsel. Grundsätzlich liegt der TVK nach Wolfs Ansicht mit dem Blick auf die vor der Saison gesteckten Ziele sowieso voll im Soll. Da sollte es ja „nur“ eine Verbesserung gegenüber der Serie 2018/2019 sein, als mit 29:23 Punkten der fünfte Platz in der Abschluss-Tabelle heraussprang. Seinerzeit standen am Ende der Hinrunde 14:12 Punkte auf dem Konto, nun sind es 18:8 und Rang zwei hinter dem TuS 82 Opladen (24:4). Also liegen in der Tat günstigere Werte vor.
Nun verfolgt Korschenbroich zwei Ideen. Erstens will der TVK natürlich zur Stelle sein, falls der Spitzenreiter irgendwo Federn lassen sollte. Er könnte den Sprung in die 3. Liga schon in diesem Jahr wahrnehmen, steht jedoch nicht unter Druck. Zweitens und in erster Linie geht es am Anfang der Rückrunde darum, die Verfolger hinter Rang zwei auf Distanz zu halten: BTB Aachen und TSV Bonn rrh. (jeweils 16:10) sind als überraschend weit vorne platzierte Teams nicht weit weg. Damit der Plan funktioniert, braucht der Zweite eine Rückkehr zur vorherigen Qualität – und das direkt am kommenden Samstag ( 19.30 Uhr), denn die Aufgabe beim Klassen-Neuling HC Weiden in der engen Atmosphäre der Halle an der Parkstraße wird ebenfalls eine echte Herausforderung.
Weidens Coach Andreas Heckhausen und seine Spieler haben zwar den Saisonstart vor rund vier Monaten noch gut in Erinnerung, weil sie damals in Korschenbroich einiges Lehrgeld zahlen mussten (25:33), doch mittlerweile ist der Aufsteiger auf Rang sechs mit einem ausgeglichenen Punktekonto (13:13) gut in der Regionalliga angekommen. Nach dem jüngsten 29:24 über den gefährdeten TV Jahn Köln-Wahn warf Heckhausen direkt einen Blick nach vorne – und danach sind die Rollen klar verteilt: „Wir haben überhaupt nichts zu verlieren. Für mich ist Korschenbroich gerade nach dem Hinspiel die kompletteste Mannschaft in der Liga. Sie haben einen überragenden Torhüter und eine starke 6:0-Abwehr mit vielen Varianten.“
Dirk Wolf hört die Komplimente auf der einen Seite ganz gerne. Auf der anderen geht der Coach eher davon aus, dass auf den Tabellenzweiten ein ganz hartes Stück Arbeit wartet: „Weiden ist sehr heimstark und hat sich inzwischen deutlich gesteigert.“ Die Erfolge über die SG Ratingen (26:25) und Langenfeld (28:27) seien Warnung genug. Ganz nebenbei: Mitte November brachte Weiden mit seinem Top-Torschützen Simon Bock das Kunststück fertig, in Opladen zu gewinnen (28:27). „Wir müssen es wieder besser machen als in Langenfeld“, betont der TVK-Coach, „ich gehe davon aus, dass die Mannschaft eine Reaktion zeigt.“ Anders ausgedrückt: Korschenbroich steht am ersten Spieltag der Rückrunde vor einer Reifeprüfung, die durchaus den weiteren Verlauf der Saison beeinflussen könnte.
Bildhinweis: Tim Dicks (beim Wurf) und Aaron Jennes (Nr. 11); aufgenommen von Michael Jäger