Interview mit Marcel Görden: Führungsspieler, Publikumsliebling und Torschützenkönig

Mit 25 Jahren ist der ehemalige U21-Nationalspieler Marcel Görden für den TV Korschenbroich der Fels in der Brandung.
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Im vergangenen Spiel haben Sie nach Abpfiff den entscheidenden Siebenmeter geworfen, der zum Sieg führte. Was geht einem dabei durch den Kopf?

Görden: Man versucht nur die ganze Hektik drumherum auszublenden. Es hat gefühlt eine Ewigkeit gedauert, bis ich endlich werfen durfte. Und als der Ball dann drin war, waren da nur noch Glücksgefühle.

Sie sind nun schon seit sechs Jahren beim TVK. Was schätzen Sie an diesem Verein?
Görden: Es ist das familiäre Umfeld, das ich hier sehr schätze. Als ich 2007 zum TVK gekommen bin, wurde ich direkt mit offenen Armen empfangen und dieses Umfeld hat sich nie geändert. Und mich fasziniert, dass es in so einem recht kleinen Verein möglich ist, leistungsorientierten Handball zu spielen.

Sie haben mit dem TVK auch schon einiges erlebt…
Görden:
In den sechs Jahren habe ich eigentlich alles erlebt, was man mit einem Verein erleben kann. Ich bin hier hin gekommen, als die Mannschaft gerade in die Zweite Liga aufgestiegen ist. Das war für viele erst einmal Neuland, aber das Umfeld ist mit seinen Aufgaben gewachsen. Auch nach dem sportlichen Abstieg war die Euphorie weiterhin zu spüren, sodass wir den direkten Wiederaufstieg und später die Qualifikation zur eingleisigen Zweiten Liga geschafft haben. Leider waren die wirtschaftlichen Faktoren irgendwann nicht mehr zu stemmen, sodass die Mannschaft aus finanziellen Gründen vor zwei Jahren aus der Zweiten Liga zurückgezogen wurde. Ich denke das war ein mutiger Schritt. Ich hatte aber immer das Gefühl, dass der Verein solide wirtschaftet.

Auch nach dem Abstieg sind Sie dem TVK treu geblieben, obwohl Sie auch andere Angebote gehabt hätten. Warum?
Görden:
Weil ich der Meinung bin, dass das große Ganze stimmen muss. Ich habe mich beim TVK immer wohl gefühlt. Außerdem bin ich mit der Region sehr verbunden, weil meine Familie und Freunde hier sind. Und in all den Jahren hatte ich hier immer gute Trainer. Das Gesamtpaket ist beim TVK einfach am besten.

Ist Ronny Rogawska der richtige Trainer um den TVK nach vorne zu bringen?
Görden:
Das denke ich schon, weil er uns schon wahnsinnig nach vorne gebracht hat und uns auch noch nach vorne bringen wird. Ronny kann sowohl mit jungen, als auch mit den älteren Spielern umgehen. Er schafft eine Kombination aus Menschlichkeit und Autorität.

In welchen Bereichen hat der Trainer Sie persönlich schon weiter gebracht?
Görden:
Durch Ronny hab ich auf jeden Fall gelernt, noch mehr in die Führungsposition herein zu wachsen. Er führt viele Gespräche mit mir, sagt mir, dass ich die jüngeren Spieler an die Hand nehmen soll und gibt mir viel Vertrauen. Kaum zu glauben, aber schließlich bin ich mit 25 Jahren einer der ältesten Spieler bei uns. Aber natürlich hat mir Ronny auch viele taktische Sachen beigebracht.

Kommt ein Wechsel für Sie denn nochmal in Frage?
Görden:
Wenn ein Angebot aus der Zweiten Liga käme, müsste ich mich mit dem Verein zusammen setzen. Klar ist nämlich, dass der TVK mein erster Ansprechpartner ist. Bisher kam aber noch kein Angebot. Ganz ausschließen kann ich einen Wechsel nicht, aber am liebsten würde ich hier weitermachen.

Was sind Ihre ganz persönlichen Ziele, die Sie im Handball noch erreichen wollen?
Görden:
Das ist schwer zu sagen, weil bei mir der Fokus auch klar auf meinem Studium liegt. Ich bin nun mal kein Träumer und weiß, dass ich nicht so gut bin, dass ich mit dem Handball meinen Lebensunterhalt finanzieren kann. Trotzdem ist der Ehrgeiz nochmal in der Zweiten Liga zu spielen da, aber nicht unter allen Umständen. Ich bin Realist und weiß, dass es schwierig ist, das mit dem Beruf zu vereinbaren.

Was ist die Saisonerwartung der Mannschaft?
Görden:
Das Ziel ist es, sich im oberen Mittelfeld zu etablieren. Mit allem, was um den siebten Platz herum ist, wären wir sehr zufrieden.

Womit sind die Schwankungen in den bisherigen Ergebnissen zu erklären?
Görden:
Vor der Saison haben wir sechs neue, sehr junge Spieler dazu bekommen. Es ist immer erst mal schwierig neue Spieler zu integrieren. Außerdem ist es schwierig, dass wir fast nie mal zwei Spiele hintereinander mit der selben Mannschaft spielen, weil es immer Ausfälle gibt. Wenn uns vor der Saison aber jemand gesagt hätte, dass wir zu diesem Zeitpunkt auf dem fünften Platz stehen, wären wir damit absolut zufrieden gewesen. Man sollte die Ergebnisse nicht so schwarz sehen. Dafür dass sich die Mannschaft vor der Saison stark umstrukturiert hat, sind wir schon ziemlich weit.

Was erwarten Sie vom Spiel gegen den VfL Gummersbach 2?
Görden:
Es wird sicherlich ein sehr enges Spiel. Gummersbach ist eine unangenehme Mannschaft. Trotzdem denke ich, dass wir mehr Routine haben. Ich glaube fest an die zwei Punkte.

Das Interview führte Kristina Rost, erschienen in der Rheinischen Post am 16.11.2013

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