Im Auswärtsspiel bei der HSG Varel-Friesland hat der TV Korschenbroich es am Samstagabend versäumt, für einen durchaus möglichen Punktgewinn zu sorgen. Vor 450 Zuschauern in der Manfred-Schmidt-Sporthalle mussten sich die Rogawska-Schützlinge mit 25:28 (15:16) geschlagen geben.
Noch in der Kabine analysierten Sportlicher Leiter, Trainer und Mannschaft die Gründe für die unnötige Niederlage. „Ausschlaggebend war unser schlechtes Überzahlspiel“, zog Kai Faltin am Ende das Resümee, „anstatt saubere und klare Dinge zu spielen – wie sie vorher abgesprochen waren – haben wir uns viel zu sehr in Einzelaktionen verzettelt und so die Chance auf dem Sieg aus der Hand gegeben.“
Zwar erwischten die Gastgeber den besseren Start, lagen in der 12. Spielminute mit 6:3 in Führung und bauten diese sogar noch bis zum 12:6 (20.) aus, doch der TVK stellte einmal mehr unter Beweis, dass er über sensationelle Moral und eine tolle kämpferische Einstellung verfügt. Nach einer Umstellung der Deckungsformation auf eine versetzte 5:1 und einer allgemeinen Leistungssteigerung spielten sich die Korschenbroicher in den Minuten bis zur Pause in einen regelrechten Rausch. Immer wieder zwangen Mathias Deppisch & Co die Vareler zu Fehlern und nutzten die sich ihnen bietenden Kontergelegenheiten dann eiskalt aus. Bis zum Seitenwechsel hatten sie sich auf 15:16 heran gekämpft.
Zu Beginn der zweiten Halbzeit konnte Spielmacher Simon Ciupinski, dem die kurze spielfreie Zeit merklich gut getan hatte, mit seinem Treffer zum 16:16 den ersten Ausgleich seit der Anfangsphase besorgen. „In dieser Phase haben wir sehr viel richtig gemacht“, meinte der Sportliche Leiter Kai Faltin nach der Partie. Sogar so viel, dass sich die Korschenbroicher eine knappe Führung heraus spielen konnten. Bis zur 43. Minute lagen sie immer mit einem oder zwei Treffern vorne. Letztmals beim 23:21. Chancen auf einen deutlichen Vorsprung waren ebenfalls vorhanden. Doch selbst aus einer doppelten numerischen Überlegenheit konnte die Hand.Ball.Herz.-Sieben kein Kapital schlagen.
Im letzten Spielviertel dann waren wieder die Hausherren tonangebend, wurden dazu von ihren niederrheinischen Gästen aber auch gütig eingeladen, wie Faltin betont: „Wir haben das Spiel selber aus der Hand gegeben, Varel war keineswegs die stärkere Mannschaft.“ Magere zwei Treffer erzielte der TVK zwischen der 43. und 60. Minute, zu wenig um die Punkte aus der Pfeilerhalle entführen zu können. Leichte Fehler in Angriff und Abwehr ermöglichten es der HSG Varel-Friesland die Partie doch noch einmal zu drehen und letztlich mit 28:25 den zweiten Heimsieg in Folge zu landen.
Korschenbroichs Sportlicher Leiter war auch am Sonntag noch bedient: „Wenn man in einem Spiel 14 zu 2 Strafminuten zu seinen Gunsten hat, dann muss man das einfach für sich entscheiden. Den vergebenen Chancen laufen wir am Ende hinterher.“ Besonders ärgerlich war für den früheren Rechtsaußen, „dass noch während der Auszeiten explizit Dinge angesprochen wurden, die die Jungs aber einfach nicht umgesetzt haben.“ Auch Trainer Ronny Rogawska hatte auch am Folgetag noch an der Niederlage zu kauen: „Entscheidend ist mit Sicherheit auch die Situation als wir beim Stand von 20:19 in doppelter Überzahl spielen, daraus aber kein Kapital schlagen können. Wir lassen uns völlig verunsichern, verlieren jegliches Konzept und fangen uns im Prinzip bis zum Schlusspfiff nicht mehr. Eine leichte Erklärung gibt es dafür nicht. Vielleicht ist Müdigkeit ein Teilaspekt, einer Ausrede darf das aber nicht sein. Es wird im Training darum gehen, dass wir unsere Abläufe und Spielzüge noch besser verinnerlichen, gerade was das Überzahlspiel angeht.“ Kai Faltin schlägt in die gleiche Kerbe: „Jeder Einzelne muss wissen, was seine Aufgabe ist, was er zu tun und zu lassen hat. Wir müssen im Kollektiv funktionieren und niemand darf die klaren Vorgaben vernachlässigen.“ Der Frust wegen der überflüssigen Niederlage im Friesland saß jedenfalls bei beiden Korschenbroicher Verantwortlichen tief.
Gelegenheit, aus ihren Fehlern zu lernen, bekommt die Mannschaft schon am nächsten Samstag. Dann gastiert um 19.30 Uhr mit dem OSC Rheinhausen ein weiterer Tabellennachbar in der Korschenbroicher Waldsporthalle.