Spannung bis zur letzten Sekunde im Rhein-Kreis-Derby

In einem denkwürdigen Lokalduell setzte sich der TV Korschenbroich am Samstagabend mit 29:28 (18:10) beim TSV Bayer Dormagen durch. 1.269 Zuschauer im TSV Bayer – Sportcenter wurden Augenzeugen einer Partie, die im ersten Durchgang über reichlich Klasse – zumindest, was das Korschenbroicher Spiel anbelangte – und in der zweiten Halbzeit immerhin noch über Rasse verfügte.

görden breuer marquardt

Die Geschichte der ersten dreißig Minuten ist schnell erzählt. Nach ausgeglichenem Beginn setzten sich die Gäste aus Korschenbroich mit einer 4:0-Serie zwischen der 9. und 14. Minute auf 7:4 ab, erarbeiteten sich so die nötige Sicherheit für ihr sehenswertes Kombinationsspiel und stellten die Dormagener Abwehr in der Folge immer wieder vor unlösbare Aufgaben. Auch defensiv agierten Deppisch & Co überzeugend und ließen dem TSV nur wenig Platz zur Entfaltung. Jugendnationalspieler Simon Ernst bedachte Rogawska über weite Strecken mit einer Sonderbewachung und von den Versuchen, die doch den Weg auf das Korschenbroicher Tor fanden, parierte Marcel Leclaire etliche. Die rund 200 mitgereisten Korschenbroicher Anhänger konnten sich beim Pausenpfiff der Unparteiischen Maier / Kilp, über eine satte 8-Tore-Führung ihrer Lieblinge freuen. Simon Ciupinski markierte Sekunden vor der Halbzeitpause mit einer sehenswerten Aktion das 18:10.

Im zweiten Durchgang zeigte der TV Korschenbroich dann ein völlig anderes Gesicht. Wo zuvor noch gut strukturierte und exakt abgestimmte Angriffe in Tore umgemünzt wurden, verzettelte sich die Korschenbroicher Sieben in Einzelaktionen oder verlor die Bälle durch Fehlpässe gleich ganz. Davon ließ sich das junge Team derart verunsichern, dass sich der zur Pause noch deutliche Vorsprung nach nur etwas mehr als zehn gespielten Minuten bereits halbiert hatte (20:16, 42.). In den folgenden Minuten entwickelte sich ein hektischer Schlagabtausch. Teilweise verzichteten beide Teams auf jegliches Rückzugsverhalten, Tore fielen im Sekundentakt. Von der Siebenmeterlinie versagten den an und für sich sicheren Korschenbroicher Schützen mehrfach die Nerven.

mestrumAuch das Schiedsrichtergespann hatte nicht den allerbesten Tag erwischt und sorgte mit einigen Entscheidungen nicht unbedingt für einen Vorteil der Korschenbroicher. Insbesondere das regelmäßig extrem früh angezeigte Zeitspiel brachte die TVK-Sieben aus dem Konzept. Zudem hatte die robust arbeitende Dormagener Abwehr besonders in der Schlussphase einen regelrechten Freifahrtschein, durfte ungestraft mit Händen, Füßen und sonstigen Körperteilen verteidigen und schien auch von der Bindung an die Spielfeldmarkierungen befreit.

Der Korschenbroicher Anteil am Publikum quittierte dies mit entsprechenden Unmutsäußerungen, vergaß dabei aber nicht, die eigene Truppe weiter nach vorne zu peitschen. Derart angetrieben stemmten sich Deppisch & Co gegen die drohende Niederlage und verhinderten letztlich erfolgreich den Ausgleich. Zwar war es mehrfach eng (22:20, 48., 29:27, 58.), doch mehr als den Anschluss zum 29:28 konnten die Hausherren nicht mehr herstellen. Kurios auch die letzte Szene des Spiels. Korschenbroichs Mestrum unterband mit der Schlusssirene den letzten Dormagener Angriff, dass es für diese Situation noch einen direkten Freiwurf geben sollte ging ebenso im allgemeinen Jubel unter, wie die Tatsache, dass der Linksaußen des TVK für seine Aktion mit einer Zeitstrafe bedacht wurde. Folglich stellte er sich bei der Ausführung des Freiwurfes in die Mauer. Weder das Kampfgericht, noch die Schiedsrichter störten sich an dieser Tatsache und ließen so zu, dass die Korschenbroicher Truppe erneut über den (wieder zunächst nur vermeintlichen) Sieg jubelte. Erst wütende Proteste von der TSV-Bank sorgten dafür, dass die letzte Aktion noch einmal wiederholt werden musste. Da der Freiwurf jedoch nur im – jetzt auf vier Spieler reduzierten – Block landete, durfte das Hand.Ball.Herz.-Team im dritten Anlauf ausgelassen den 29:28 (18:10)-Erfolg feiern.

Bemerkenswert: Über die gesamte Spieldauer verzichtete der dänische Coach des TVK nahezu komplett auf Wechsel, brachte später lediglich bei Siebenmetern Philipp Ruch für Leclaire ins Tor. Auf der Mitte zog Simon Ciupinski die Fäden, im Rückraum agierten Mathias Deppisch (rechts) und Michel Mantsch (links) und auf die Außenpositionen stellte Trainer Ronny Rogawska Philipp Liesebach und Daniel Mestrum. Komplettiert wurde das TVK-Team durch Torhüter Marcel Leclaire und Kreisläufer Marcel Görden.

Am nächsten Spieltag gastiert der SC Bayer 05 Uerdingen in der Waldsporthalle. Anwurf der Partie am kommenden Samstag ist um 19.30 Uhr.

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