TVK-Spieler haben „andere Dinge im Hinterkopf“

Entgegen aller Widrigkeiten will Trainer Christian Voß am kommenden Mittwoch beim Gastspiel des TVK in Schwerin mit seiner Truppe „am liebsten gewinnen“, für seinen Torhüter Oliver Mayer sind sowohl die aktuelle Situation in Korschenbroich als auch die Auswärtsaufgabe beim SV Post Schwerin (19.00 Uhr, Sport- und Kongreßhalle) Begegnungen mit der eigenen Vergangenheit.

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Wenn Christian Voß über die (schwankenden) Leistungen der von ihm trainierten Truppe spricht, dann betont er immer wieder, dass er keinem einzigen seiner Spieler einen Vorwurf machen möchte. „Natürlich ist die Mannschaft angesichts der aktuellen Lage hier in Korschenbroich verunsichert“, so Voß. Mit der aktuellen Lage meint er vor allem zwei Dinge: Erstens die Tatsache, dass der TVK nach dem erklärten freiwilligen Rückzug in die 3. Liga unabhängig von allen Ergebnissen bereits als Absteiger feststeht und zweitens den Umstand, dass aufgrund des noch nicht exakt fixierten finanziellen Rahmens für die kommende Spielzeit bislang kein Spieler einen Vertrag über das Saisonende hinaus besitzt. „Da fällt es ohne jede Frage schwer, in jedem Spiel 100% abzurufen und voll konzentriert zu bleiben“, nimmt er seine Spieler in Schutz, ergänzt aber gleich darauf: „Wenn die Jungs das hier lesen, dann wird mir wahrscheinlich jeder einzelne entschieden widersprechen. Aber ich bin mir sicher, dass die meisten neben dem Handball derzeit viele andere Dinge im Hinterkopf haben – auch, wenn ihnen das womöglich gar nicht so sehr bewusst ist. Man kann sich aber nicht immer völlig frei vom Drumherum machen.“

Dementsprechend schwierig sei es, sich Woche für Woche neu auf einen Gegner zu fokussieren. Vor anderthalb Wochen in Neuhausen gelang dies dem Team in beeindruckender Art und Weise, am Wochenende im Heimspiel gegen den ThSV Eisenach sah das zum Leidwesen von Voß und seinen Schützlingen etwas anders aus – und wie sich die Situation am Mittwoch in Schwerin darstellen wird, dazu vermag wohl niemand deine Prognose abzugeben. „Wenn man sportlich einfach kein richtiges Ziel mehr hat, fällt es schwerer, immer alles aus sich sich rauszuholen. Das ist keine Ausrede, sondern einfach Fakt“, findet Voß ehrliche Worte, „aber wir möchte in Schwerin natürlich am liebsten gewinnen.“

Oli MayerFür TVK-Keeper Oliver Mayer bedeutet die Reise nach Schwerin eine Rückkehr in die eigene Vergangenheit. Zum Einen, weil der 1,98-Schrank in der Saison 2003/2004 selber das Post-Tor hütete und zum Anderen, weil der gebürtige Neubrandenburger in seine Heimat Mecklenburg-Vorpommern zurückkehrt. Zwar trennen Mayers Geburtsort und die Landeshauptstadt des nordöstlichsten Bundeslandes rund 200 Kilometer, auf reichlich bekannte Gesichter dürfte er am Mittwoch aber dennoch treffen: „Ich kenne fast die gesamte Mannschaft sehr gut. Sei es aus der gemeinsamen Zeit beim SV Post oder durch die späteren Aufeinandertreffen mit Rostock und Hannover.“ Entsprechend viel weiß er über den nächsten TVK-Gegner zu berichten: „Schwerin verfügt über eine extrem gut eingespielte Mannschaft, deren Kern schon seit langer Zeit beisammen ist. Sie pflegen einen sehr körperbetonten Handball, was wir auch im Hinspiel zu spüren bekommen haben. Beim 33:28 haben wir aber auch gezeigt, dass wir gegen diesen Gegner bestehen können.“

Unabhängig von allen Vorzeichen freue er sich auf ein „intensives, heißes Spiel in dem es uns hoffentlich erneut gelingt, den Kampf anzunehmen. Wenn wir lange genug mithalten und das Spiel ausgeglichen gestalten können, dann gelingt uns vielleicht erneut eine Auswärtsüberraschung.“ Doch auch in anderer Hinsicht fühlt sich Oliver Mayer im Moment in alte Zeiten zurück versetzt. Vor seinem Wechsel zum TVK im Jahr 2010 stand er beim HSV Hannover unter Vertrag. „Dort musste ich exakt das mitmachen, was nun leider auch beim TVK passiert. Weil uns in Hannover ebenfalls Sponsoren verlassen haben, hat sich der Verein frühzeitig dazu entschieden auf den Lizenzantrag für die 2. Liga zu verzichten.“ So schmerzhaft das Déjà-vu für Mayer ist, er findet dennoch Erfahrungen, die ihn ein Stück weit positiv stimmen: „Wir haben uns in Hannover damals nach der Bekanntgabe des freiwilligen Rückzugs als Mannschaft extrem geschlossen präsentiert, befreit aufgespielt und für einige tolle Ergebnisse gesorgt. Am Ende haben wir die Saison als 12. abgeschlossen und waren vom sportlichen Abstieg weit entfernt.“ Dieses Ziel verfolgt er nun auch mit dem TVK. Ob die Korschenbroicher für dieses Unterfangen wieder auf die Dienste von Dennis Marquardt zurückgreifen können, wird sich erst nach einem erneuten Belastungstest im Abschlusstraining zeigen.

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