Von Kopf bis Fuß auf Handball eingestellt

Kaum 70 Jahre ist es her, da raunte die größte deutsche Diva aller Zeiten geheimnisvoll-verrucht: „Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt.“ Und 50 Jahre nach Marlene Dietrich war es am bekanntesten bundesdeutschen Musik-Schlapphut und erklärtem Honecker-Fan es ihr gleich zu tun. Noch einmal zwanzig Jahre nach Udo Lindenbergs Geständnis erklären wir es für die Breuer-Brüder: Sie sind von Kopf bis Fuß auf Handball eingestellt. „Keiner kann so gut, so ausdauernd und so intensiv wie die beiden jedes Spiel und jeden Spielzug analysieren“, heißt es aus der Spielerkabine mit einer Mischung aus andächtiger Bewunderung und manchmal schon fast ungläubigem Staunen.

Simon in DormagenDoch wer sich die beiden erfolgreichsten Torjäger des TV Korschenbroich in dieser Saison ein wenig genauer anschaut, findet genug Entlastungsmaterial: David, der gleich zu Jahresbeginn 27 Jahre jung wurde, und sein 19 Monate jüngerer Bruder Simon (Bild links) können gar nichts dafür, dass sie den Handball nicht nur sehr erfolgreich spielen, sondern leben, fühlen, geradezu atmen. Schon Vater Karl Werner Breuer war dem schönsten aller Ballspiele verfallen, spielte daheim in Aachen in der Regionalliga und kümmerte sich als Jugendleiter auch noch um den handballerischen Nachwuchs des traditionsreichen BTB. Klar, dass nach all-wochenendlichen Besuchen in den Sporthallen des Dreiländer-Ecks auch der eigene Nachwuchs, außer David und Simon noch die heute 22-jährige Eva, vom Virus Handball befallen wurde.

Als Linkshänder trieb sich ‚Dave’ stets auf der rechten Seite herum, sein jüngerer Bruder war „immer ein guter Allrounder. Daher habe ich mal auf Halblinks, mal in der Mitte und auch schon mal neben Rechtsaußen David auf Halbrechts gespielt.“ Zu Ende war der gemeinsame sportliche Weg, als der ältere Breuer im November 2004 ein Angebot erhielt, dass er als ehrgeiziger junger Mann nicht ablehnen konnte. In Dormagen lockte die zweite Bundesliga, den schnellen Linkshänder. Auf Außen und im rechten Rückraum spielte sich David schnell ins Team von Trainer Kai Wandschneider, erst zwei schwere Verletzungen warfen ihn in seiner dritten Saison zurück. „Nach dem Trümmerbruch meiner Nase bekam ich nicht mehr so viele Spielanteile“, blickt er zurück ohne Zorn. Im Sommer gab das damalige Noch-Werksteam ihm dann keinen neuen Vertrag mehr, denn. „Sie suchten einen anderen Spielertyp. Und ich bin nun mal nicht 2 Meter groß oder wiege 90 Kilo.“

Dieser Korb von Dormagen erwies sich als Glücksfall – für die Breuers und den TV Korschenbroich. Denn dort beim frisch gebackenen Zweitliga-Aufsteiger trafen sich die Brüder wieder. Auch wenn es nach verpatztem Saisonstart und hartem Kampf für den Neuling vom Niederrhein aufgrund einer Menge Verletzungspech – in der entscheidenden Phase fielen mit Dennis Marquardt und Matthias Deppisch zwei Stammspieler verletzt aus – hauchdünn nicht zum Verbleib im Unterhaus reichte, blieben beide Breuers dem TVK treu – zum Erstaunen der Fachwelt auch David, der immerhin Torschützenkönig der zweiten Liga geworden war. “Warum nicht? Das Gesamtpaket stimmte und das hat den Ausschlag gegeben“, erklärt David schlicht, warum er mit dem TVK in die Regionalliga ging und bei seinem Bruderherz blieb.

David Breuer in DormagenWas schon irritierend wirkt: Ihre Gemeinsamkeiten gehen über die gemeinsamen Erfolge – einst in Aachen (da haben wir beide die selbe gute Grundausbildung erhalten“, sagt Simon), jetzt in Korschenbroich – hinaus. Beide studieren an der Sporthochschule Köln, beide haben ihr Studium recht zielstrebig . vorangetrieben und beide haben sportlich noch Großes vor. „Das Ziel 1.Liga zu spielen, hatte ich schon in der E-Jugend“, verrät David (Bild rechts). „Natürlich ist es ein Wunsch von mir, in der stärksten Liga der Welt spielen zu können“, betont Simon.

Da muss der kühle Beobachter schon beinahe aufatmen, dass es doch noch einige Unterschied zwischen den Breuers gibt – und ein Leben, zumindest zeitweise, abseits des Handballs. David, der mit seiner Freundin Lotte und der zweijährigen Tochter Marie („mit ihr zu spielen, ist mein größtes Hobby“) in Köln lebt, will Sonderpädagoge werden, in den nächsten Monaten steht, falls alles nach Plan weitergeht“, das Examen an. Es macht mir einfach unheimlich Spaß, mit Menschen zu arbeiten, die ein Handicap haben“, erklärt ‚Dave’. Das anschließende Referendariat muss allerdings möglicherweise noch ein wenig warten – na, klar, der Handball lockt. „Die Belastungen des Referendariats mit Vor- und Nachbereitung der Stunden würden wohl Vormittagstraining nicht zulassen“, sagt er, und: „Halbherzige Sachen sind nicht mein Ding, wenn ich etwas mache, dann hundertprozentig.“

Und auch diese Einstellung –wen überrascht es noch? – liegt in der Familie. Simon, mit Freundin Mirka, weiterhin in Aachen ansässig, hat zwar auch an der ‚SpoHo’ studiert. Doch liegen seine beruflichen Ambitionen im Bereich Sport-Ökonomie und Management. Bis Ende September möchte der 25-Jährige sein Studium abschließen. Zudem hat er gerade, nach der Absolvierung entsprechender Kurse, auch seine Lehrprobe für die B-Lizenz als Handballtrainer erfolgreich abgeschlossen.

Doch wie gesagt, das ist alles noch Zukunftsmusik: „Keine Frage, wir haben dem Handball schon so viel untergeordnet, er steht bei uns eben im Mittelpunkt, und das wird wohl noch eine ganze Zeit so bleiben“, gesteht Simon, der dem TVK die Westmeisterschaft samt Aufstieg zutraut, „weil wir eine gute Truppe sind.“ „Weil wir einen starken Kader und eine starke Mannschaft haben, die schnell zusammengewachsen ist, und die Qualität besitzt, auch bei schlechter Leistung die Spiele zu gewinnen“, erläutert David, warum er glaubt, dass Korschenbroich den Platz an der Spitze behaupten kann. Aber eines ist sicher: Wie auch immer die restlichen Spiele laufen, die beiden Breuer-Brüder, der dritte TVK-ler dieses Namens, Markus, ist mit den beiden weder verwandt noch verschwägert, werden jede Partie analysieren. „Weil man immer etwas verbessern kann“, wie Simon sagt. Tag für Tag, (nicht ganz) rund um die Uhr, von Kopf bis Fuß.

Diese Story stammt aus 'heimspiel 3', der neuesten Ausgabe des TVK-Magazins. Wenn Sie das Magazin mit dieser und weiteren interessanten Geschichten und News vom TV Korschenbroich nicht in ihrem Briefkasten gefunden haben sollten, holenSie sich ihr Exemplar beim nächsten Heimspiel oder in der TVK-Geschäftsstelle.

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